Woran erkenne ich einen B12-Mangel und wer bekommt ihn?
Wenn ein B12 Mangel für Laien erkennbar wird, bestehen bereits starke Symptome, meist neurologische Störungen. Dazu gehören Empfindungsstörungen (Kribbeln, Taubheitsgefühle) oder Zungenbrennen sowie eine sehr glatte (atrophierte) Zunge. Sie sollten auf keinen Fall warten, bis dieser Fall eintritt, da viele Schäden vorher schon unbemerkt auftreten können. Wir empfehlen deshalb, die Werte regelmäßig überprüfen zu lassen.
Wer kann einen B12-Mangel bekommen?
Grundsätzlich kann jeder Mensch einen B12-Mangel bekommen. Die Hauptursachen für einen Mangel sind eine zu geringe B12-Aufnahme aus der Nahrung oder eine Aufnahmestörung, die mit zunehmendem Alter immer häufiger auftritt (1). Da B12 von Bakterien hergestellt wird und über die Nahrungskette daher hauptsächlich in Lebensmitteln tierischer Herkunft vorkommt, haben Veganer*innen ein höheres Risiko, zu wenig B12 aufzunehmen.
Besonders gefährdet: Säuglinge und ältere Menschen
Säuglinge, die von einer Mutter mit niedrigem B12-Spiegel gestillt werden, haben ein erhöhtes Risiko, einen B12-Mangel zu entwickeln (1). Die Mutter zeigt dabei keine Mangelsymptome, das Kind bekommt jedoch durch die Muttermilch nicht genügend B12 und erleidet eventuell irreversible Schäden. Deswegen sollten Frauen mit Kinderwunsch sowie vegane Schwangere und stillende Mütter auf jeden Fall regelmäßig ihren B12-Spiegel überprüfen lassen. Bei Verdacht auf einen Mangel sollten auch die Kinder untersucht werden.
Unabhängig davon, ob sie sich vegan oder omnivor ernähren, tritt bei älteren Menschen häufig eine Aufnahmestörung von an Nahrung gebundenem B12 auf, vermutlich weil sie oft Probleme mit der Magenschleimhaut und der Produktion von Magensäure haben. In der Nahrung vorkommendes B12 ist - im Gegensatz zu freiem B12 in Supplementen - an Proteine gebunden und muss zur Aufnahme aus diesen herausgelöst werden, wozu Magensäure notwendig ist. Zusätzlich verschärft wird dieser Zustand durch die Einnahme von Magensäure hemmenden Medikamenten. Die betroffenen Personen haben jedoch meist keine Probleme mit der Aufnahme von B12 aus Tabletten, in denen das Vitamin in ungebundener Form vorliegt. Sollte das doch der Fall sein, muss das B12 gespritzt werden.
Perniziöse Anämie und fehlender Intrinsic Factor
Eine eher seltene Störung der B12-Aufnahme ist die sogenannte Perniziöse Anämie. Dabei kann der Körper nicht genug oder gar keinen Intrinsic Faktor (IF) produzieren. Der Intrinsic Faktor ist ein Protein, an das B12 im Verdauungstrakt gebunden wird, damit es von den Zellen im Darm überhaupt aufgenommen werden kann. In einem solchen Fall, kann B12 kaum aufgenommen werden, obwohl es mit der Nahrung oder mit Supplementen zugeführt wird und es kommt zu Mangelerscheinungen. Einen Mangel an Intrinsic Factor kann nur ein Arzt diagnostizieren.
Medikamente und Erkrankungen können B12-Mangel begünstigen
Verschiedene Krankheiten und Medikamente begünstigen einen B12-Mangel (1). Eine Schädigung der Darmschleimhaut kann dazu führen, dass B12 nicht ausreichend aufgenommen wird, z.B. bei einem Reizdarmsyndrom, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Zölikaie, etc. Magensäure hemmende Medikamente wie Omeprazol (Protonenpumpenhemmer) oder Cimetidin (H2-Rezeptor-Antagonisten) können die Aufnahme behindern, genau wie Heliobacter-pylori-Infektionen oder eine atrophische Gastritis. Diabetiker*innen, die mit Metformin, einem sehr häufig verschriebenen Diabetes-Medikament behandelt werden, müssen unbedingt ihren B12-Spiegel regelmäßig überprüfen lassen, da dieses Medikament zu einer Senkung des Spiegels führt. Auch der Erfolg der Supplementierung sollte hier besonders engmaschig überwacht werden. Die letzte Risikogruppe für einen B12-Mangel sind Menschen, die eine Magen-OP hatten, bei der ein Teil des Magens entfernt wurde oder die einen Magenbypass bekommen haben.
(1) Allen LH (2009) How common is vitamin B-12 deficiency? Am J Clin Nutr 89, 693S. >>> link


