Ohne Milch und Milchprodukte enthält die Ernährung nicht ausreichend Calcium und es droht Osteoporose. Das ist der Leitsatz, nach dem schon Kinder aufgefordert werden, ihre Milch zu trinken, damit sie starke Knochen bekommen. Auch Frauen um und jenseits der Wechseljahre werden ständig aufgefordert, Milchprodukte zu sich zu nehmen.
Nun hat eine Studie 27 Mischköstler*innen, 27 ovo-lacto Vegetarier*innen und 28 Veganer*innen miteinander verglichen. Es waren Menschen zwischen 19 und 50 Jahren, die ihre Ernährungsweise seit mindestens einem Jahr durchführten und bei denen keine chronischen Erkrankungen festgestellt worden waren. Außerdem waren sie nicht übergewichtig und Nichtraucher*innen. Ernährungsprotokolle wurden erhoben, Urintests und Knochendichtemessungen durchgeführt. Die körperliche Aktivität wurde ebenfalls erfasst.
Obwohl die Eiweißaufnahme bei den Vegetarier*innen und Veganer*innen ca. 30% niedriger liegt als bei Mischköstler*innen und auch ca. 20% weniger Calcium aufgenommen wird, ergaben sich trotzdem keine Nachteile in Bezug auf die Knochendichte. Möglicherweise liegt das daran, dass eine pflanzenbasierte Ernährung basischer ist. Das zeigten die ph-Messungen des Urins. Mischköstler*innen scheiden 32% mehr Calcium über den Urin aus als Veganer*innen und der ph-Wert ihres Urins liegt mit 6,2 durchschnittlich 0,5 Punkte mehr im Säurebereich als bei den Veganer*innen, die mit durchschnittlich 6,7 schon nahe am Idealwert von 7,0 liegen. Die potentielle renale Säurebelastung (PRAL) zeigte dementsprechend: nur eine vegane Ernährung war deutlich basisch (mit negativer PRAL). Die Belastung der Nieren ist bei Mischköstler*innen um mehr als 100% gesteigert.
Außerdem liefert eine pflanzenbasierte Ernährung mehr Magnesium und Vitamin K, dafür deutlich weniger Natrium - alles Faktoren, die sich positiv auf den Knochenstoffwechsel auswirken. Die Autoren folgern aus den Ergebnissen, dass diese positiven Aspekte der veganen Ernährung in Bezug auf den Knochenstoffwechsel, die mögliche negativen Effekte, die sich aus der geringen Zufuhr von Protein und Calcium ergeben, kompensieren, sodass sich unterm Strich keine nachteiligen Auswirkungen für die Knochengesundheit ergeben.
Weitere interessante Ergebnisse sind: Veganer*innen nehmen mehr gute Omega-3 Fette und weniger entzündungsfördernde Omega-6 Fettsäuren zu sich als Mischköstler*innen. Die Zinkaufnahme war praktisch identisch mit der von Mischköstler*innen aber deutlich besser als die der Vegetarier*innen. Die Gruppen waren allerdings nicht so groß, dass man daraus allgemeingültige Schlüsse ziehen könnte.
Nutrients 2015, 7(5), 3416-3426; doi:10.3390/nu7053416


